Wir sind unterwegs in Nordgriechenland auf dem Weg nach Kavala. Der Grund für den Abstecher in das äußerste Ostende der griechischen Region Makedonien ist die archäologische Stätte von Philippi.
Unterwegs kommen wir ins Gespräch mit einem Ehepaar, das von einem versteckten Thermalbad erzählt, wo sie in lauschiger Natur ein Bad im wunderbar warmen Wasser eines Bächleins nahmen. Das macht uns neugierig. Also beschließen wir, da wir sowieso in dieser Ecke in Nordgriechenland unterwegs sind, einen Abstecher in das Thermalbad zu unternehmen.
Der Löwe von Amfipoli
Von Ouranopoli, dem hübschen Städtchen und Badeort mit langen Sandstränden vor dem Heiligen Berg Athos, kommend, fahren wir über Asprovalta immer an der Küste entlang ostwärts. Die E90 folgt eine Zeit lang der sandigen Küste des Strimonischen Golfes.
Bei Nea Kerdylia, kurz vor der Brücke über den aus Bulgarien kommenden Fluss Strimonas, erkennt man links am Straßenrand eine große Löwenplastik [Parkplatz, N40° 48‘ 11.71“ E23° 50‘ 33.44“] auf einem hohen Steinsockel. Irgendwann fand man die monumentale Skulptur im nahen Flussbett. Es wird vermutet, dass sie vom wenige Kilometer nördlich gelegenen Amfipoli hierher gespült wurde, was heute schwer vorstellbar ist, angesichts der monumentalen Löwenfigur.
Das „Geisterbad“ Loutrá Eleftheró
Aber wir wollen ja in das „Geisterbad“ Loutrá Eleftheró. Also fahren wir von Amfipoli nicht auf der Autobahn nach Kavala, sondern nehmen die küstennahe Straße 2. Nach rund 24 km kommen wir zum Abzweig zum ehemaligen Kurort Loutrá Eleftheró [N40° 44‘ 12.90“ E24° 5‘ 26.84“]. Ein völlig verwittertes Schild „Thermal Springs“ am Straßenrand, das man leicht übersieht, wenn man nicht danach Ausschau hält, lässt schon erahnen, dass dort nicht mehr viel los ist. Und das schmale Sträßchen, das an einem Bach entlang führt und von der Natur bald wieder zurückerobert sein wird, verstärkt den Eindruck, in ein ziemlich „verwunschenes“ Tal zu fahren. Nach kaum 2 km kommt man auf einen staubigen Parkplatz und ist schon mittendrin im „Geisterbad“.
Wer sehen will, wie sich ein ehemals gern besuchtes Thermalbad in ein völlig desolates, mit Graffiti übersähtes „Geisterbad“ mit offiziell verlassenen, dem Verfall preisgegebenen Gebäuden verwandelt hat, findet hier ein Paradebeispiel. Vom mehrstöckigen Gebäude mit seinen dunklen Fensterhöhlen, in dem einst wohl Gäste empfangen wurden, gehe ich über eine kleine Brücke. Auf der anderen Seite haben sich in den einstöckigen, ehemaligen Appartementblocks „Nachmieter“ eingenistet, wie bunte Wäsche, die auf den kleinen Balkonen im Wind flattert, vermuten lässt.
Das idyllische Gewässer des Marmara-Flüsschens, das durch den verwunschenen Ort fließt, führt immer noch warmes, schwefelhaltiges Wasser, in dem Unerschrockene immer noch ein Bad nehmen können.
Von Kavala im Osten Makedoniens, einer lauten, quirligen Stadt mit annähernd 125.000 Einwohnern und höllischem Verkehr, fahren wir dann nordwärts zu unserem eigentlichen Zwischenziel in dieser Region, der antiken Stätte von Philippi oder Fílippoi.
Das mit der Schreibweise griechischer Ortsnamen ist ja so ´ne Sache. Je nach Landkarte kann man unterschiedliche Schreibweisen finden und auf den Ortschildern ist der Ortsname dann nochmal anders geschrieben. Kluge Leute vermuten, dass die Unterschiede zum einen mit der Übersetzung vom griechischen ins lateinische Alphabet, zum anderen von der Übernahme aus der altgriechischen bzw. neugriechischen Ortsbezeichnung herrühren. Paradebeispiel: Athina, Athine, Athinai, Athinä und Athens (auf Englisch). Oder Mykene, Mykenai, Mikines, Mikinai, oder Ägina, Aigina, Egina etc. etc.
Philippi
Philippi [Parkplatz, N41° 0‘ 44.11“ E24° 17‘ 19.84“] ist Ostmakedoniens bedeutendste archäologische Stätte.
Um das Jahr 350 v. Chr. siedelte der Makedonierkönig Philipp II. hier Familien seines Reiches an, wohl um in erster Linie seine Goldminen im nahen Pangaio-(Pangeon-)Gebirge zu sichern und auszubeuten. Die Gemeinde wurde nach Philipp (zu Deutsch „Der Pferdefreund“) benannt.
„In Philippi sehen wir uns wieder“ lässt Shakespeare Cäsars Geist in seiner Tragödie zum Meuchler Brutus sagen, in Anlehnung an die historisch verbriefte Tatsache, dass Brutus und Cassius in der Schlacht 42 v. Chr. nur wenige Kilometer südlich von Philippi von Markus Antonius und Oktavian geschlagen wurden. Brutus und Cassius begingen daraufhin Selbstmord, die Sieger jedoch bauten Philippis Macht und Ansehen aus.
Wohl nicht ohne Bedacht suchte sich der Apostel Paulus die damals bedeutende Stadt Philippi aus, um hier seine erste Rede auf europäischem Boden zu halten. Paulus wurde zwar eine Zeit lang in Philippi gefangen gehalten, sein Einfluss auf die Bevölkerung war jedoch bereits so groß, dass sich hier die erste christliche Gemeinde bildete.
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