Titanic Belfast

Im weitläufigen Dockviertel Titanic Quarter, dem einstigen Betriebsgelände der berühmten Werft Harland & Wolff, nordöstlich der Innenstadt kommt man über die schnurgerade Queens Road zu einem der zwischenzeitlich wohl größten Sehenswürdigkeit von Belfast.

Dort, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts die größten und luxuriösesten Passagierschiffe der Welt entstanden, wie die „Olympic“ und die legendäre „Titanic“, ist mit dem besuchenswerten Zentrum „Titanic Belfast“ [N54° 36‘ 28.1“  W5° 54‘ 38.8“] das neue Highlight der Stadt Belfast entstanden.

Markant sind die wie Schiffsbuge vorspringenden Gebäudeteile an den vier Seiten des mit viel Glas errichteten Zentralkomplexes. Und die Fassadenverkleidung erinnert an die Reflexionen, die das Wellenspiel auf dem Meer hervorbringt. Die Titanicausstellung wurde in diesem beeindruckenden, futuristischen Gebäude eingerichtet, in dem auf vier Etagen und in neun Galerien die Ausstellung „Titanic Experience“ gezeigt wird. Hier ist die Geschichte der Titanic von der Konstruktion bis zu ihrem tragischen Untergang dokumentiert. Sogar ein Blick in die Tiefe zum Wrack des Ozeanriesen wird dem Besucher per Mulitmediapräsentation ermöglicht.

Die einzelnen Stationen der wirklich sehenswerten Ausstellung sind: Boomtown Belfast, die Werft, der Stapellauf, die Ausrüstung, die Jungfernfahrt, der Untergang und schließlich die Titanic auf dem Meeresgrund.

Audio Guides in 8 verschiedenen Sprachen können gemietet werden.

„Titanic Belfast“ ist geöffnet Apr., Mai tgl. 9 – 18 Uhr; Juni tgl. 8.30 – 19 Uhr; Juli – Aug. So – Do 8.30 – 19 Uhr, Fr + Sa 8.30 – 20 Uhr; Okt. Mo – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 9 – 18 Uhr; Nov. – März tgl. 10 – 17 Uhr; Tickets sind nur mit gebuchtem Einlasstermin im Rahmen eines 20-Minuten-Zeitrasters erhältlich. Besichtigungsdauer ca. 2 Stunden. Letzter Einlass 1 Stunde 45 Minuten vor Schließung. Ticketbuchung unter www.titanicbelfast.com oder Tel. +44 (0)28 90 76 63 86.

Die „Titanic“ – Einstiger Stolz der White Star Line

Bereits 1907 hatten der Chef der Reederei White Star Line, J. Bruce Ismay, und Lord Pirrie, oberster Werftchef von Harland & Wolff, eine Idee, um den wachsenden Wettbewerb unter den Reedereien, die im Transatlantik-Passagiergeschäft tätig waren, für sich zu entscheiden. Sie beschlossen besonders luxuröse Liner zu bauen.

Der Bau von drei Schiffen wurde damals beschlossen – die „Olympic“, die „Titanic“ und  das größte Schiff der drei Luxusliner, die „Gigantic“ (Kiellegung im November 1911, Unterbrechung der Arbeiten und Planänderungen nach dem Untergang der Titanic, Stapellauf im Februar 1914), die nach der Titanic-Katastrophe in „Britannic“ umgetauft wurde.

An der Nordseite des Ausstellungszentrums „Titanic Belfast“ sind deutlich die Slipanlagen zu sehen auf denen die RMS (Royal Mail Ship) Titanic am 31. März 1911, wie davor schon die RMS Olympic (Kiellegung im Dezember 1908, Stapellauf im Oktober 1910), auf Kiel gelegt wurden. Zuvor musste an dieser Stelle aber erst gigantische Stahlgerüste aufgebaut werden. Tage- und Nächtelang hallten dann die Niethämmer bis in die Stadt. Stapellauf der 259 m langen Titanic, dem damals größten Passagierschiff der Welt, war am 31. Mai 1911. Von hier wurde sie ins Ausrüstungsdock Thompson Dry Dock geschleppt, wo sie zum Luxusliner (46.329 BRT, Bruttoregistertonnen Rauminhalt) ausgebaut wurde.

Das mächtigste und berühmteste Schiff seiner Zeit mit seinen vier markanten Schornsteinen, die so groß waren, dass leicht ein Zug hätte hindurch fahren können, wurde von drei riesigen Schrauben angetrieben.

Auch bei Auswanderern in die Neue Welt galt die Titanic als „Luxusschiff“. Normalerweise drängten sich auf Auswandererschiffen 30 bis 40 3. Klasse-Passagiere in einem Schlafsaal. Bei den neuen Schiffen der White Star Line, wie der „RMS Titanic“ und deren Schwesterschiff „RMS Olympic“ wohnten erstmals nur ca. 6 Passagiere in einer Kabine. Und es gab für die 3. Klasse-Passagiere sogar einen eigenen Speisesalon mit Bedienung (Stewart). Das Essen wurde serviert, was bei anderen Linien angeblich nicht üblich war! Ein weiteres luxuriöses Novum war, dass Geschirr und Besteck gestellt wurden. Und im 3. Klasse-Aufenthaltsraum gab es sogar ein Klavier. Wenn also jemand des Klavierspielens mächtig war, gab es sogar Unterhaltung.

White Star Line bot diesen „Komfort“ den 3. Klasse-Passagieren ganz bewusst. Man war sich der positiven Mundpropaganda in Auswandererkreisen sicher. Immerhin soll White Star Line fast 50% des Umsatzes mit Auswanderern gemacht haben, die bei ihnen 3. Klasse buchten.

Wie zu erfahren war, kostete eine Passage auf der „Titanic“ 1912 in der 3. Klasse ab $17,-. Damals wohl ein stattliches Sümmchen, wenn man den Jahresdurchschnittsverdienst eines Arbeiters von ca. $ 400,- dagegen stellt.

Eine 1. Klasse-Passage auf der „Titanic“ schlug allerdings ab $4.000,- zu Buche, das entsprach also 10 Jahresgehältern eines Arbeiters.

Unweit vom Ausstellungszentrum Titanic Belfast liegt im Hamilton Dock die „kleine Schwester“ der RMS Titanic , die restaurierte SS Nomadic. Es ist das letzte noch exisitierende Schiff der White Star Line, die von der Werft Harland & Wolff 1910 gebaut wurde und als Versorgungs- und Nachschubschiff für die großen Schiffe wie Titanic und Olympic, die zu groß für kleinere Häfen waren, diente.

Gleich neben dem auffallenden Gebäude des Austellungszentrums Titanic Belfast ist in dem altehrwürdigen ehemaligen Bürohaus und Stammsitz des Schiffsbauunternehmens Harland & Wolff das sehr komfortable Titanic Hotel Belfast (119 Zimmer, 6 Queens Road, Tel. +44 (0)28 95 08 20 00; www.titanichotelbelfast.com) eingerichtet worden.

Sehr empfehlenswert ist eine Stipvisite auf einen Drink oder einen Snack in der Bar des Hotels. Die Hotelbar mit ihrer markanten gewölbten Decke und die Hotelrestaurants sind in den lichtdurchfluteten ehemaligen Zeichensälen der Werft eingerichtet, in denen einstmals die Titanic entworfen und konstruiert und die Pläne dazu gezeichnet wurden.

Viele Stadtführungen beziehen einen Besuch der historischen Räume des Hotels in ihre Tour mit ein.

Das Pumphouse (links) und das riesiege Ausrüstungsdock der „Titanic“

Titanic‘s Dock & Pump House (31), Queen‘s Road, [N54° 36‘ 49.1“  W5° 54‘ 00.9“] (geöffnet tgl. 10 -18 Uhr, Führungen; www.titanicsdock.com). Hier in den mächtigen Docks der renommierten Harland & Wolff Werft wurden einst die Ozeanriesen der „White Star Line“ ausgerüstet. Auch die Titanic wurde hier noch über ein Jahr lang zum luxuriösesten Oceanliner seiner Zeit ausgerüstet.

Wie hinlänglich bekannt, rammte das als unsinkbar geltende Schiff am Sonntag, den 14. April 1912 gegen 11:40 Uhr auf seiner Jungfernfahrt nach New York einen Eisberg und sank viele Stunden später am Montag, den 15. Mai morgens um 2:20 Uhr. Für über 1.000 Passagiere wurde der Luxusliner zum Grab. Erst 1985 wurde das Wrack auf dem Meeresgrund in 3.360 m Tiefe wieder entdeckt.

Gleich neben dem Werftbett des Thompson Dry Dock erstreckt sich der niedere Backsteinbau des sog. Pump House. Hier sind die Pumpen untergebracht, die in der Lage waren, das damals weltgrößte, fast 260 m lange und mit rund 75 Millionen Liter Wasser gefüllte Dock in nur eineinhalb Stunden leer zu pumpen.

Royal Navy Kreuzer „Caroline“

An der Westseite des Pump House liegt im Alexandra Dock die HMS „Caroline“. Der Kreuzer der Royal Navy aus dem Jahre 1914 tat lange Zeit als Patrolienboot in der Nordsee und während des Ersten Weltkrieges Dienst. 2011 wurde HMS „Caroline“ außer Dienst gestellt und kann seit 2016 besichtigt werden.

Mehr über Belfast, Nordirland und die Republik Irland steht in meinem neuen Wohnmobil-Tourenbuch „Mobil Reisen: Irland – Mit Nordirland“; https://www.rau-verlag.de. Schaut einfach mal rein.

 

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