Zwischen Himmel und Erde – Meteoraklöster

Im westlichen Ortsbereich von Kalambaka zweigt von der Straße E-92 die Straße nach Kastraki ab, die im weiteren Verlauf hinein in das phantastische Felstürmelabyrinth von Meteora führt. Eine weitere Zufahrt führt im Osten um Kalambaka und trifft in der Nähe des Klosters Agía Triáda auf die Höhenrandstraße.

Auf dem Weg von Kastraki hinauf zu den Meteoraklöstern sieht man außerhalb des Ortes hoch oben an der Felswand häufig bunte Tücher, Stoffe, Laken und ähnliches wehen. Was aussieht wie eine verirrte, überdimensionale Wäscheleine ist Zeugnis eines uralten Brauches in Kastraki.

Die Legende berichtet von einem Holzfäller, der sich bei der Arbeit unterhalb einer hoch in die Felsen gebauten St. Georgs Kapelle das Bein abgehackt hatte und zu verbluten drohte. In seiner Not flehte er den hl. Georg an und versprach, ihm alle Kleider seiner Frau zu opfern, wenn er geheilt würde. Das Wunder geschah. Der Mann konnte mit zwei gesunden Beinen nach Hause gehen. Zur Erinnerung an dieses Mirakel erklimmen junge Männer am Namenstag des hl. Georg (Ende April) in einer halsbrecherischen Kletterei die gefährlich steilen und glatten Felswände, um oben auf einem schmalen Gesteinssims Tücher und  Schals ihrer Frauen oder Freundinnen aufzuhängen.

Unantastbaren Adlerhorsten gleich, kleben die Meteoraklöster auf den wuchtigen, glatten Felspfeilern „zwischen Himmel und Erde“. Dem Wunsche entsprechend, Gott näher zu sein und der Not gehorchend, räuberischen Horden und der Verfolgung durch Andersdenkende zu entgehen, bauten hier Einsiedler und Mönche in abgeschiedener, schwindelerregender Höhe ihre Klöster. Sie schufen, ähnlich der Mönchsrepublik Athos, ein unvergleichliches Zentrum byzantinischer Kunst.

Himmelstürmende Mönche

Wir stehen staunend am Fuße der Felsen und fragen uns, wie die Mönche einstmals die glatten, senkrechten Felswände wohl erklommen haben mögen, geschweige denn, wie sie es vermochten, dort auch noch zu bauen. Es heißt, dass anfangs halsbrecherische Holzkonstruktionen, die in den Felsspalten verkeilt waren, nach oben führten.

Lange Zeit, bis hinein ins vergangene Jahrhundert, waren die meisten Meteoraklöster nur über Strickleitern zugänglich, die die waghalsigen Holzkonstruktionen ablösten. Wem der Weg über die schwankenden Strickleitern, die bei fast jedem Schwindelgefühle hervorriefen, zu riskant erschien, musste sich Netzen anvertrauen, die von den Mönchen mit einer ankerspillähnlichen Seilwinde hochgezogen wurden. Nicht nur das Kloster, sondern auch der Besucher schwebte dann zwischen Himmel und Erde, wahrscheinlich mit einem Stoßgebet auf den Lippen.

Rund eine halbe Stunde dauerte es, bis man endlich hochgehievt war und aus dem pendelnden und rotierenden Netz befreit wurde. Am Kloster Varlaam und am Meteoron kann man diese Aufzugseinrichtung noch gut sehen. Gerne wird die Anekdote erzählt, dass ein Abt, gefragt, wie oft denn die Taue der Winden erneuert würden, geantwortet haben soll: „Wenn sie gerissen sind.“ Heute sind die Klöster über sichere Treppen und Brücken zugänglich.

 

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2 Gedanken zu „Zwischen Himmel und Erde – Meteoraklöster

  1. Guten Tag!

    Wir planen für Mai/Juni 2019 eine sechswöchige Griechenlandreise und sind an Tipps interessiert, da wir zum ersten Mal dieses Land mit dem Wohnmobil bereisen.

    1. Griechenland ist ein tolles Ziel für eine Wohnmobiltour, besonders im Mai und Juni. Ganz druckfrisch ist unser Griechenlandführer (Ausgabe 2019) erschienen. Er wird gerade in die Buchhandlungen ausgeliefert. Informationen über das Buch erhalten Sie unter dem Link: https://rau-verlag.de/_griechenland.html. Dort können Sie auch direkt ein Exemplar bestellen. Die Leseprobe ist noch von der alten Ausgabe, an einer Aktualisierung arbeiten wir zur Zeit. Tipps für die Anreise finden Sie hier: https://rau-verlag.de/blog/wir-fahren-nach-griechenland/. Auf dem Blog sind noch ein paar weitere Artikel über Griechenland veröffentlicht:
      https://rau-verlag.de/blog/das-orakel-von-delphi/
      https://rau-verlag.de/blog/abenteuerstrasse-in-griechenland/
      https://rau-verlag.de/blog/loutra-elefthero-ein-geisterbad-in-nordgriechenland/

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