Hallo Freunde des Fremdenverkehrs,
wir waren in Wales, der westlichen Region auf der britischen Insel. Allen Touring-Freunden kann dieser Trip nur empfohlen werden – allerdings sollte das Fahrzeug Kastenwagengröße nicht sehr überschreiten.
Schon nach den ersten Tagen, die wir mit unserem Sprinter in Wales unterwegs sind, bestätigt sich unser Eindruck, den wir schon auf unserer Tour durch Südengland gewonnen haben: Je kompakter das Campingfahrzeug, umso größer der Touring-Spaß. Und für Caravanfahrern wäre mein Tipp, den Wohnwagen auf einem netten Campingplatz abzustellen (von denen es ja ausreichend gibt) und Besichtigungsstouren dann solo zu absolvieren.
Anreise
Unser Anreiseweg führt über die A81 und A6 nach Saarbrücken. Weiter über die E320/E50 (Maut auf Autobahnen in Frankreich) Richtung Metz und auf der A4 Richtung Paris. Bei Reims ab auf die A26 Richtung Lille bis zur Ausfahrt 11 St-Quentin. Hier Richtung Gauchy und Straße 321 nach Gurgies.
Ein recht günstig gelegener Etappenplatz liegt unweit vom französischen St-Quentin in Seraucourt-le-Grand. Camping du Vivier aux Carpes (N49°46’55.44″ E3°12’51.04″) ist eine ruhig gelegene überschaubare Campinganlage an einem Wasserlauf, mit durch Hecken parzellierten Stellplätzen. Der Platz reicht bis an ein verschilftes Seeufer. Die Sanitäranlagen sind einfach, aber funktionell.
Man kann am nächsten Tag auf Autobahnen bequem den Fährhafen Car Ferry Port Calais erreichen, nach Dover übersetzen, und je nach Lust und Laune in England noch ein Stück weit Richtung Wales fahren.
Wer etwas Zeit mitbringt, kann in Dover einen Abstecher hinauf zur mächtigen Festung über Dover unternehmen.
Interessant ist auch ein anderer Punkt auf der Anhöhe über Dover – der Blériot Point. Der französiche Flugpionier Louis Blériot hatte als erster Mensch mit seinem selbst konstruierten Flugapparat „Blériot XI“ im Juli 1909 den Ärmelkanal von Calais nach Dover überflogen und ist an diesem Punkt gelandet.
Ab Dover schafften wir es noch bis Bexhill-on-Sea westlich von Hastings zum Cobbs Hill Farm Caravan Park [N50°52’12.47″ E0°27’56.11″].
Von dort ging es weiter auf der A258/A27 Richtung Brighton und Worthing. Ab hier autobahnähnliche A27 westwärts über Chichester und Southampton zur Autobahn M3 Richtung London und Winchester. A34 Richtung Newbury bis zum Autobahnkreuz M4. M4 Richtung South Wales, vorbei an Bristol, bis Ausfahrt 25a zur A4042 Richtung Pontypool. Man überqurt die schöne Hängebrücke (Brückenmaut £ 5,60) über die Severn-Mündung. Später folgen wir der A4042 Richtung Abergavenny.
Bei Abergavenny steuern wir den ca. 10 km südlich gelegenen Camping Pont Kemys Caravan & Camping Park (C & C Park) [N51°44’48.28″ W2°56’49.65″] an. Ein einladender Campingplatz am River Usk, gepflegte Sanitärs. Zufahrt ab Avergavenny auf der A4042 Richtung Pontypool und Richtung Chainbridge, noch ca. 3 km schmale Landstraße.
Übrigens, ein Liter Diesel war in Wales während der Reise kaum unter £ 1,34 (ca. € 1,55) zu haben.
Highlights am Reiseweg in Wales
Abergavenny – Big Pit National Coal Museum, Minenmuseum. Parkplatz.
Caerleon – Römische Badeanlage.
Newport – Transporter Bridge (an der A48, kleiner Parkplatz) und 14 Schleusen Centre (Schleusenparcour aus dem 18. Jh., Parkplatz, Visitor Centre, Café).
Caerphilly Castle – (schwierige Parkplatzverhältnisse für Fahrzeuge größer als Sprinter).
Castle Coch – das wie eine mittelalterliche Burg anmutende Gemäuer wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. auf den Mauern einer wirklich alten Burg vom Marquess of Bute, einem der damals reichsten Männer Britanniens, erbaut.
Cardiff und Cardiff Castle – sehr sehenswert, aber extrem schlechte Parkplatzverhältnisse. Man geht besser zu Fuß vom Campingplatz aus.
St. Fagans – St. Fagans National Welsh Life History Museum, schönes Freilichtmuseum, großer Parkplatz.
Cosmeston Medieval Village – bescheidenes Freilichtmuseum mit strohgedeckten Bauernhäusern, Parkplatz und Fußweg.
Tinkinswood Burial Chambers – frühgeschichtliches Ganggrab mit größtem Deckstein in ganz Wales, Zufahrt über Single Track Road mit Ausweichen, kleine Parkbuchten an der Straße, ca. 500 m Wiesenweg. Über einen Infoautomat, der mit einer Handkurbel zu betätigen ist, erfährt man alles Wissenswerte über das prähistorische Denkmal.
Dyffryn House and Gardens – stattliches Anwesen mit wunderschönem Park, Parkplatz, Cafeteria. Zufahrt über Single Track Road.
Nash Point – Kap mit Leutturm, Klippen, Spazierwege, Parkplatz.
Heritage Coast Centre – 60 m hohe Klippen, Wanderweg, Kiesstrand, Parkplatz.
Swansea – Waterfront Museum, naher großer, gebührenpflichtiger Parkplatz, eignet sich auch gut als Ausgangspunkt für Stadtspaziergang oder Einkauf im Tesco-Supermarkt gegenüber.
Mumbles – Uferstraße zum Pier mit Restaurant und Amusementcentre, Parkplatz.
Halbinsel Gower – Gower Heritage Centre in Parkmill.
Rhossili Point – schöner Spazierweg hoch ober der klippenreichen Küste mit großer Sandbucht, National Trust Visitor Centre, Cafeteria, gebührenpflichtiger Parkplatz.
Newton House im Dinefwr Park – sehenswerter Herrensitz bei Llandeilo, Parkplatz.
Aberglasney Gardens – National Botanic Garden of Wales, naher Parkplatz.
Laugharne – großer gebührenpflichtiger Parkplatz an einer Bucht unterhalb der Burg. Vom Parkplatz etwa 10 Minuten Fußweg zum Dylon Thomas Boathouse.
Pendine Museum of Speed – dieses besuchenswerte Museum über Rennwagen soll in nächster Zeit vollkommen neu gestaltet und sogar mit einem Stellplatz für Wohnmobile (eine Noch-Seltenheit in Wales) ausgestattet werden. Großer Parkplatz.
Tenby – renommiertes, sehr vom Tourismus beherrschtes Seebad in Wales. Weite Sandstrände. Ein Spaziergang durch die Altstadt lohnt. Ein größerer, gebührenpflichtiger, recht zentral gelegener Parkplatz ist Five Arches Car Park am Westrand der Stadt.
Pembroke – Schloss, Pembroke Dock Heritage Centre (Parkplatz).
Stackpole Quay – Parkplatz (National Trust), Ausgangspunkt für ausgedehnte Küstenwanderungen auf dem Pembrokeshire Coast Path, u. a. zur von Steilküsten eingerahmten Sandbucht Barafundle Bay.
St. Govan’s Chapel bei Bosherston – uralte Kapelle an einer von Felsen übersähten Klippenküste, zu der eine schmale, steile Steintreppe hinabführt. Der Parkplatz eignet sich gut als Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Pembrokeshire Coast Path.
St. Davids Kathedrale – die historische Klosteranlage am River Alun zählt zu den ältesten in Großbritannien.
Devil’s Bridge – Spazierweg zum Wasserfall und Three Bridges. In der Nähe Bahnhof der Dampfeisenbahn Rheidol Railway.
Corris Craft Centre und King Arthurs Labyrinth – Souvenirläden und unterirdische Sehenswürdigkeit. Parkplatz.
Mawddach Brücke – alte Tollraod-Brücke für Fahrzeuge bis 2,5 t, Parkplatz, Hotel George III. mit Pub.
Bala am Bala Lake – Loch Café, schöne Fahrt entlang des Sees Slyn Celyn und über die Hochmoorberglandschaft, viel Parkplätze entlang der Straße.
Portmeirion – viel besuchter Ort, der aber nur gegen Eintritt (£ 12,50 p. Person) zu besichtigen ist, Parkplatz.
Landgut Plas yn Rhiw – bei Aberdaron, Zufahrtsstraßen teils einspurig mit Ausweichen. Vom Parkplatz Fußweg hinauf zum Anwesen. Bei schlechtem oder stürmischem Wetter kann das Landgut geschlossen sein!
Sygun Copper Mine bei Beddgelert. Parkplatz.
Snowdonia Mountain Railway in Llanberis – Nostalgiebahnhof mit Kneipen und Souvenirs. Parkplatz.
Plas Newydd House – im 18. Jh. Refugium der eigentlich aus Irland stammenden, etwas skurilen „Ladies of Llangollen“, Eleonor Butler und Sarah Ponsonby, die auf Plas Newydd einen für die damalige Zeit völlig unkonventionellen Lebensstil pflegten.
Caernarfon – sehenswert ist vor allem das historische, riesige Schloss. HRH Prinz Charles wurde hier am 1. Juli 1969 zum Prince of Wales gekrönt.
Erddig House – herrschaftlicher Sitz über 250 Jahre der Familie Yorke. Ausgedehnte Spazierwege in den Parks. Parkplatz.
Powis Castle bei Welshpool – prächtiges Schloss der Herzöge von Powis, pompöse Salons mit Porträtgemälden. Parkplatz.
Campingplätze am Reiseweg durch Wales
Cardiff Camping Site – langgestreckte Anlage mit befestigten, nummerierten Stellplätzen, Fahrradverleih, Cafeteria (vom Campingplatz geht man gut 30 Minuten zum Cardiff Castle).
Camping Acorn, bei Llantwit Major – Wiesen mit nummerierten Stellplätzen, Cafeteria.
Camping Bank Farm C & C Park, bei Horton – weitläufiges Wiesengelände mit mehreren großen, unterteilten Stellplatzfeldern, teils Blick auf Meeresarm.
Camping Trefalun in St. Florence bei Tenby.
Redlands Touring C & C Park bei Little Haven.
Camping Woodlands Caravan Park bei Devils’s Bridge – Wasserfall und Devil’s Bridge in Gehnähe.
Black Rock C & C Park – naturbelassenes Grasgelände mit Mulden und Buschgruppen. Black Rock Café am Platzeingang. Durch bewachsenen Sandgürtel vom Meer getrennt.
Snowdonia Park Campsite – firmiert gelegentlich als Wohnmobilstellplatz, ist aber ein Campingplatz am Bahnhof der Ffestniog Welsh Railway. Anmeldung im Pub/Restaurant.
Camping Fron bei Brynsiencyn, Insel Anglesey – einfacher, aber sehr ansprechend gelegener Campingplatz.
Camping Plassey Holiday Park bei Wrexham – gepflegt, weitläufig, parkähnlich, für Touristen befestigte, nummerierte Stellplätze, Restaurant.
Pencellis Castle Caravan & Camping Park – im Brecon-Beacons-Nationalpark.
Besonderheiten
Die Scheinwerfer sollen für Linksverkehr vorbereitet werden, das kann an den meisten Autoscheinwerfern mittels Auflebern auf dem Scheinwerferglas bewerkstelligt werden. Solche Aufkleber (mit genauer Angabe auf welchem Autotyp die Scheinwerfergläser wo abgedeckt werden sollen) kann man schon im voraus bei https://www.adac-shop.de/Fahrzeugzubehoer/PKW/Scheinwerfer-Abkleber-England-Grossbritannien.html oder bei Visit UK (https://www.visitbritainshop.com/deutschland/headlight-adaptors/) schon im voraus bestellen. Auch in den Shops auf P&O-Fähren, die zwischen Calais und Dover verkehren, habe ich diese Abdeckungsaufkleber von Eurolites gesehen.
Kleiner Tipp! Schreiben Sie sich die Maße Ihres Fahrzeugs (Höhe, Breite, Länge) in Meter und in feet und inches auf einen Zettel und kleben Sie den ans Armaturenbrett. Es nervt, wenn man in England/Wales z. B. auf eine Bahnunterführung zufährt, deren Durchfahrtshöhe zwar in feet und inches angegeben ist, man aber nicht so recht weiß, passt das Auto jetzt durch oder nicht.
Viele der schönsten Küstenstriche und Schlösser und auch manche der sehr ansprechend gelegenen Campingplätze sind nur auf schmalen sog. Single Track Roads zu erreichen. Diese engen Landsträßchen sind dann aber in der Regel immer mit mehr oder weniger großen Ausweichbuchten versehen. Defensives und vorausschauendes Fahren (bei Gegenverkehr frühzeitig in eine Ausweichbucht einschwenken) zahlt sich hier aus und erspart evtl. Rückwärtsrangieren.
National Trust – Eine Mitgliedschaft lohnt sich, wenn Sie planen, auf Ihrer Reise durch Wales häufig Schlösser, Herrenhäuser und Gärten zu besichtigen. Und bei manchen Eintrittspreisen wird ganz schön zugelangt. Freien Eintritt (beinhaltet auch Parkplatzgebühren) zu den vom National Trust betreuten Schlössern und Gärten gewährt der National Trust Touring Pass. Man kann den Pass im voraus bestellen bei https://www.visitbritainshop.com/deutschland/national-trust-touring-pass/. Angeboten wird der Touring Pass für die Dauer von 7 Tagen (€ 35,50 p. P.) oder für 14 Tage (€ 41,50 p. P.). Der Touring Pass von National Trust gilt in England, Wales und in Nordirland. Man kann den Pass auch noch in England oder Wales kaufen, wenn man das erste vom National Trust betreute Anwesen besucht. Vor Ort gibt es aber nur eine Jahresmitgliedschaft für zuletzt £ 114,- (€ 132,-, für zwei Erwachsene).
Auf vielen Campingplätzen im ganzen Vereinigten Königreich findet man in den Sanitäranlagen auf Campingplätzen in den Waschbecken fast ausschließlich Druckwasserhähne. Sie müssen in England überauss beliebt sein. Mit Druckwasserhähnen können Sie nicht einfach das Wasser aufdrehen. Man muss die Hand auf dem Wasserhahn gedrückt halten. Wenn man Glück hat, läuft dann das Wasser noch einige Sekunden nach, wenn man die Hand vom Druckwasserhahn nimmt. Ganz ärgerlich – Hand vom Druckwasserhahn, Wasserfluss stoppt augenblicklich. Andererseits – drückt man zu lange auf den Warmwasserhahn, spenden manche Installationen schon nach kurzer Zeit so brühend heißes Wasser, dass Verletzungsgefahr besteht. Dann lieber gleich ab in die Dusche.
Wohnmobilfahrern und Caravanern ist zu empfehlen, auf die Ausschilderung auf manchen Parkplätzen zu achten, die besagen, dass auf dem Parkplatz nicht über Nacht geparkt werden darf. Z. B. ist da zu lesen: „No overnight camping 20.00 – 06.00“
CEE-Stromsteckdosen sind auf Campingplätzen üblich.
Übrigens: Die Übersetzung des ellenlangen Ortsnamens auf dem Bahnhofsgebäude, der auf dem Eingangsbild zu sehen ist, soll lauten: „Marienkirche (Llanfair) in einer Mulde (pwll) weißer Haseln (gwyn gyll) in der Nähe (ger) des schnellen Wirbels (y chwyrn drobwll) und der Thysiliokirche (llantysilio) bei der roten Höhle (ogo goch).“ (Quelle der Übersetzung Wikipedia).