Kennen Sie den? Geht ein Ire an einem Pub vorbei! – Es ist der kürzeste Witz über Iren.
Eine Reise durch Irland bliebe wohl unvollständig ohne einen gelegentlichen Besuch in einem Pub. Pub ist die Abkürzung für „Public House“, wobei die Übersetzung „Öffentliches Haus“ natürlich nicht in einer anrüchigen Weise zu verstehen ist.
Das Pub, das Wirtshaus, war aus dem irischen Leben lange Zeit nicht wegzudenken. Es war die Stätte der Kommunikation, der Umschlagplatz von Neuigkeiten, der Treffpunkt der Männerwelt schlechthin. Natürlich hat deswegen niemand etwas gegen weibliche Gäste!
Wer Appetit auf ein Bier oder einen Whiskey hat, geht ins Pub. Zu Hause seinen Dämmerschoppen zu trinken war weniger üblich.
Aber einige Publicans, so nennt man die Wirte, stellen heute besorgt Anzeichen eines Publikumschwundes fest. Vielleicht liegt es daran, dass es Guinness jetzt auch in Flaschen gibt oder das Fernsehprogramm den einen oder anderen doch öfters zu Hause hält? Deswegen aber irgendwo abends auf ein leeres Pub zu treffen, ist fast undenkbar. Wetten? Apropos Wetten, es ist ein beliebtes Gesprächsthema in Pubs.
Gerade auf dem Lande kann man noch auf urige Pubs stoßen. Die oft winzigen Gaststuben schließen allerdings nur noch selten an einen Gemischtwarenladen an, der manchmal auch noch Postamt ist. Den meisten Platz nimmt der Tresen ein. Dahinter biegen sich die Regale unter vielen Flaschen und Gläsern. Sehr aufwendig eingerichtete, namhafte Pubs findet man in Dublin und in Belfast. Im Pub bezahlt man sein bestelltes Getränk am Tresen immer gleich bar. Kellner gibt es nicht, Tischservice ist unbekannt.
Und metrisches Maß hin oder her – in irischen Pubs wird das Bier immer noch in Pints ausgeschenkt. Ein Pint Bier entspricht 0,57 Liter. An Personen unter 18 Jahren (in einigen Pubs unter 21 Jahren) darf übrigens kein Alkohol ausgeschenkt werden.
Mit dem Nachbarn am Tresen ins Gespräch zu kommen ist nicht schwer. Man ist interessiert und dankbar für neuen Gesprächsstoff. Und wenn Ihnen jemand mit einem schelmischen Lächeln erzählt, da drüben säße ein Inspektor, ein „Inspector of Public Houses“, dann brauchen Sie nicht erschreckt nach Ihrem Ausweis zu suchen. So bezeichnet man scherzhaft die regelmäßigen Stammgäste einer Kneipe.
Es kann durchaus passieren, dass man Sie in geselliger Runde zu einem Bier einlädt. Wenn Sie sich dann nicht für den Rest Ihrer Tage Ihre Sympathien in nämlicher Runde verscherzen wollen, sollten Sie auf keinen Fall „vergessen“, die nächste Runde auszugeben.
Über die Öffnungszeiten oder besser über die Sperrstunden in irischen Pubs in früheren Tagen werden ja die tollsten Geschichten erzählt. Aber heute ist es längst nicht mehr so, dass bei Kneipenschluss um 23 Uhr sich wahre Fahrradpulks ins Nachbardorf aufmachen, um dort, als Nicht-Einheimische geltend, eine halbe Stunde länger trinken zu können.
Oder die Geschichte vom durstigen Iren, der am Sonntagvormittag mit dem Zug in die nahe Stadt fährt, um dort, durch seine Zugfahrkarte als Reisender ausgewiesen, seinen Frühschoppen zu bekommen. Normalerweise wird sonntags vor 12.30 Uhr, also vor dem Kirchgang, kein Alkohol ausgeschenkt (und übrigens am Sonntag auch in Läden nicht verkauft).
Und wenn Sie im Supermarkt unter der Woche am frühen Vormittag ein Sixpack Bier an die Kasse schleppen – vergebene Mühe. Man wird Sie mit einem freundlichen „half ten“ darauf hingewiesen, dass vor 10.30 Uhr keine Alkoholika verkauft werden.
Dass die Hüter des Gesetzes (die Garda) bei Kontrollen der Sperrstunde schon mal ein Auge zudrücken, schildert die nächste Story.
Angeblich besagt ein Gesetz, dass in Hotels mit Schanklizenz auch nach der Sperrstunde noch Alkohol abgegeben werden darf, aber nur an Hausgäste. Nun soll es in Dublin ein winziges Hotel mit drei Gästezimmer gegeben haben, dessen Gaststube nach der Sperrstunde um 23 Uhr regelmäßig mit dreißig und mehr Zechern brechend voll war. Und jeden Abend kam der Revierpolizist, schaute in die Gaststube und sagte zum Wirt: „Ich nehme an, die Gentlemen übernachten alle in Ihrem Hause, Patrick?“. Was der Wirt natürlich mit Nachdruck bejahte.
Das Lebenswässerchen Whiskey
Whiskey – in Irland schreibt man Whiskey übrigens mit „e“, in Schottland dagegen ohne – ist in Irland ein eher kostspieliges Getränk. Die Alkoholsteuer trägt ihr gutes Teil dazu bei. Sollten Sie einmal erstaunlich preiswerten Korn- oder Kartoffelschnaps angeboten bekommen, könnte es sich um schwarz gebrannten „Poitín“ oder „Poteen“ handeln. Wenn man da aber nicht verlässlich weiß, von wem das Zeug stammt, sollte man lieber die Finger davon lassen.
Übrigens: Der „Moonshiner“ ist der Schwarzbrenner und „Mountain Dew“ ist schwarz gebrannter Schnaps in der landläufigen Bezeichnung des Volksmundes.
Wer glaubt, dass ihm der helle irische Whiskey – die irischen Pure Single Malts sind von erlesener Qualität – zu schnell in den Kopf steigt, kann ihn in veredelter Form im Irish Coffee genießen.
Starker, schwarzer Kaffee, Whiskey, Zucker und Sahne sind die Zutaten. In ein erwärmtes Glas gibt man einen kräftigen Schuss handwarmen Whiskey, gießt mit heißem Kaffee auf, süßt mit Zucker, krönt das Ganze mit einer dicken Haube aus Sahne, die man über einen Löffel auf den Kaffee fließen lässt.
Kreiert haben soll den Irish Coffee ein Schiffssteward in den 30er Jahren auf der Flugbootstation in Foynes westlich von Limerick. In Ermangelung von Cognac, verfeinerte er den von einem Gast bestellten „Kaffee-Cognac“ einfach mit irischem Whiskey.
Whiskey auf Eis zu nehmen, mag an den internationalen Hotelbars oder an den Poolbars irgendwelcher Touristenhochburgen in sein. Einen guten Irish Single Malt genießt man aber immer pur und keinesfalls eiskalt. Bei Zimmertemperatur und höchstens mit einem Tropfen Wasser vermengt, entfaltet er sein feines, mildes Aroma am besten.
Und wenn’s draußen mal wieder so richtig hässlich und nass ist, hebt ein Gläschen „Hot Irish“ die Laune. Man nimmt ein vorgewärmtes Stielglas, gibt braunen Zucker, zwei Teelöffel sollten reichen, eine kräftige Prise Zimt und eine halbe Zitronenscheibe, die man mit drei oder vier Nelken spickt, hinein, gibt einen nicht zu knappen Schuss Whiskey dazu und füllt mit heißem Wasser auf. Umrühren – aah!
Etwas mehr Aufwand erfordert der erfrischende Irish Sour: Im Cocktailmixer den Saft einer Zitrone, einen kleinen Löffel Zucker, Eiweiß von einem Ei und eine Hand voll Eiswürfel gut schütteln, in ein etwas größeres Cocktailglas abseihen, einen guten Schuss Whiskey (etwa 5 cl) hinzugeben und je nach Geschmack mit Soda auffüllen.
Also dann, „sláinthe“ (spricht sich etwa wie: slóntsche) oder „cheers“ bei einem „good pint of stout“!
Wer lieber einen Schoppen Wein trinkt, hat es heute nicht mehr so schwer wie früher, außer „Liebfrauenmilch“ auch andere Weine zu bekommen. Vor allem gute Tropfen aus Italien und Frankreich findet man auf den Getränkekarten der Restaurants.
In einem gewöhnlichen Pub ist Wein aber nach wie vor eine Rarität. Eher angeboten werden Aperitifweine wie Sherry und Port. Sherry war übrigens früher ein wichtiger ImportartikeI Irlands, als das Land mit an der Spitze der Sherrykonsumenten stand.
Trotz des großen Angebots an alkoholischen Getränken kommt natürlich auch jeder auf seine Kosten, der kein Bier und keinen Whiskey mag und „Soft Drinks“, nichtalkoholische Getränke, bevorzugt. Limonaden, Fruchtsäfte und teils vorzügliche Mineralwässer werden in verschiedenen Varianten angeboten.
Wer allerdings gerne Kaffee trinkt, wird einige Abstriche an gewohntem Geschmack und Aroma machen müssen. Tee dagegen, stark und fast immer mit Milch serviert, wird überall und reichlich getrunken.
Rauchen ist in Pubs übrigens verboten!
Jede Menge Tipps zu Pubs, aber auch zu den schönsten Reiserouten durch Irland und Nordirland sind in meinem Wohnmobil-Tourenbuch „Mobil Reisen: Irland – Mit Nordirland“ zu finden; https://www.rau-verlag.de/_irland.