Abenteuerstraße in Griechenland

 

Auf unserer Wohnmobiltour durch Griechenland wollten wir endlich auch mal eine vom Tourismus noch nicht vollständig eroberte Region erleben.

Wir suchten uns dazu eine Gegend aus, die uns noch von früheren Reisen dunkel wegen des Straßenzustands in schlechter Erinnerung war. Nun hörten wir von anderen Reisenden, die angeblich genau diese Strecke gefahren seien, dass die Straßen dort „einwandfrei zu befahren“ seien. Also was hielt uns noch, diese Route in Zentralgriechenland, ein gutes Stück westlich der Stadt Lamia, wieder einmal zu checken. Und um es vorweg zu nehmen: Für Caravangespanne und für Wohnmobile über Kastenwagengröße scheint mir der Weg, ganz besonders das Wegstück südlich von Karpenisi über Prousós, nicht geeignet!

Von Lamia ging es also westwärts und auf der E952 bis Karpenisi/Кαρπενήσι. Anfangs dachten wir schon, dass das mit „Abenteuerstraße“ wohl wieder nichts wird. Bis wir nach Karpenisi kamen. In dieser, vom internationalen Tourismus kaum „heimgesuchten“ Gegend war die Straßenbeschilderung nämlich nur noch in kyrillischer Schrift. In anderen Regionen des Landes ist die Straßenbeschilderung meist in griechischer und in lateinischer Schrift. Nun begann also das große Enträtseln der Wegschilder. Zwar war uns die kyrillische Schrift von Reisen nach Russland noch einigermaßen geläufig. Aber im kyrillisch-griechischen Alphabet gibt es halt viele Zeichen, die mit der kyrillisch-russischen Schrift nicht vergleichbar sind.

Endlich hatten wir die Ortsnamen zusammengepuzzelt und entschieden uns für den Weg über Prousós. Daran sollten wir uns noch lange erinnern.

Einfacher macht man es sich, wenn man weiter auf der Straße 38/E952 nach Agrinio/Αγρίνιο bleibt.

Die Bergstraße über Prousós

Wer die unklassifizierte, schlechte und stellenweise recht enge Landstraße von Karpenisi/Кαρπενήσι nach Süden nimmt, hat eine recht atemberaubende Bergfahrt vor sich! Die Straße windet sich entlang eines Wildbaches und tiefer Schluchten. Man passiert bei Neo Mikro Horio/Νέο Μικρό Χωριό [N38° 50‘ 33.30“  E21° 44‘ 13.85“] unterhalb des 2.101 m hohen Kaliakouda ein schönes Flusstal und erreicht schließlich auf schlechter Wegstrecke entlang der Nordflanke des Panetoliko-Massivs nach ca. 35 km den Ort Prousós/Πрουσός [N38° 44‘ 35.00“  E21° 39‘ 12.97“] in wunderschöner Berglandschaft.

Ganz in der Nähe liegt (Abzweig von der Straße am alten markanten Wehrturm) in einem Bergeinschnitt weltabgeschieden das Kloster Panaghia Prousiotissa/Prousou/Πрουσού [Parkplatz, N38° 44‘ 50.41“  E21° 39‘ 25.11“] (www.monastiria.gr/monasteries/stery-of-panagia-prousiotissa/?lang=en). Das Kloster entstand zu Beginn des 9. Jh. Es ist der Jungfrau Maria geweiht. Neben byzantinischen Mosaiken in der Klosterkirche gilt eine wundertätige Marienikone, die dem Evangelisten Lukas zugeschrieben wird, als kostbarster Schatz des Klosters. Die hochverehrte Ikone soll – entsprechend der Legende – einst der großen Ikonenvernichtung durch den byzantinischen Kaiser Theophilos entgangen sein. Nachdem die Marienikone von einem Schäfer wieder entdeckt worden war, fand sie an einem 23. August für immer ihren Platz im Kloster von Prousanou. Heute ist der 23. August ein religiöser Festtag im Kloster.

Übrigens soll die Muttergottes schützend ihre Hand über das Kloster gehalten haben, als im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten versuchten, das Kloster zu zerstören, was ihnen dank des Schutzes durch die wundertätigen Marienikone aber nur teilweise gelungen sei.

Folgt man der auch weiterhin engen, sehr kurvenreichen und oft sehr steilen, landschaftlich aber sehr schönen Bergstraße, die streckenweise in desolatem Zustand auf mitunter haarstäubender Trasse verläuft (für Caravangespanne m. E. keinesfalls zu empfehlen!), weiter südwärts, kommt man durch Thérmo/ Θέρμο [N38° 34‘ 28.47“  E21° 40‘ 04.03“], erreicht nach ca. 37 km bei Petrochóri/Πετροχώρι das Ostufer des Trichonida-Sees und trifft – über Kato Makrinou/Κάτω Μακρινού [N38° 29‘ 10.87“  E21° 37‘ 42.74“] fahrend – schließlich in Nafpaktos/Ναύπακτσς [N38° 23‘ 33.23“   E21° 49‘ 43.02“] auf die Haupt- und Küstenstraße 48/E-65 Richtung Itea (Abzweig nordwärts nach Delphi).

 

Falls Sie dieser Route auf Ihrer nächsten Griechenlandreise folgen wollen, bleibt nur zu hoffen, dass bis dahin die vielen Engstellen, schlechten Wegstücke und durch Steinschlag zertrümmerten Leitplanken beseitigt bzw. erneuert sind. Mehr über meine Reiseführer ist unter https://www.rau-verlag.de zu lesen.

 

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2 Gedanken zu „Abenteuerstraße in Griechenland

  1. ich möchte Pfingsten 2018 nach Griechenland über den Landweg bis nach Athen welche Erfahrungen haben Sie . Ich möchte nach Zagreb und Dubrovnik bei der Hinfahrt gerne Anschauen

    1. Glückwunsch zu Ihrer Entscheidung Griechenland einen Besuch abzustatten. Die Anreise nach Griechenland auf dem Landweg (Balkanroute) ist unproblematisch. In meinem neuen Griechenlandreiseführer (https://www.rau-verlag.de/_griechenland.html) habe ich die Anreise auf dem Landweg über die Balkanroute (Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien) geschildert, auch dass für Mazedonien eine gültige Grüne Versicherungskarte notwendig ist.
      Ein Abstecher nach Zagreb (siehe auch https://www.rau-verlag.de/_kroatien.html) lässt sich auf der Anreise ohne große Probleme einbinden.
      Dagegen dürfte es umständlich werden, auch Dubrovnik mit einzubinden. Will man das tun, führt der weitere Weg Richtung Griechenland durch Montenegro und durch Albanien. Über diesen Reiseweg habe ich allerdings keine aktuellen Informationen.
      Ich wünsche eine erlebnisreiche Griechenlandreise.
      Werner Rau

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